Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025!
Eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Hier, an der Nordsee, lebt Annett, Ende vierzig, seit vielen Jahren, hier hat sie nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn allein großgezogen. Linn, Mitte zwanzig, ist nach dem Abitur voller Energie in die Welt gezogen, hat sich in schwedischen und rumänischen Wäldern als Umweltvolontärin engagiert, arbeitet für ein Aufforstungsprojekt. Für Annett ist ihre Tochter die Verkörperung von Hoffnung, Sinn und Zukunft. Doch auf einer Tagung, während eines Vortrags kippt Linn um, Kreislaufzusammenbruch, Erschöpfung. Annett holt sie für eine Woche zu sich nach Hause, ans Meer, nahe Husum. Aus einer werden zwei, dann drei Wochen, dann Monate. Zerrieben zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche, scheint Linn mit Mitte Zwanzig an einem Nullpunkt. Annett fühlt sich hilflos angesichts der Antriebslosigkeit ihrer Tochter. Mit der Zeit brechen Konflikte auf, zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen zwei Generationen. Die eine muss die Lebenswirklichkeit der anderen neu verstehen lernen.
Mit großem Gespür für das Zwischenmenschliche lotet Kristine Bilkau die drängenden Fragen unserer Zeit aus - die Frage nach der Verantwortung der Älteren für den Zustand der Welt sowie der Wunsch der Jüngeren, das eigene Leben mit Sinn zu füllen.
Kristine Bilkau: Halbinsel, Luchterhand Literaturverlag, 24 €
Wirken sich die Lebenserfahrungen unserer Eltern und Großeltern auch auf uns aus? Die Epigenetik forscht dazu, wie und in welchem Umfang die Erlebnisse eines Menschen über epigenetische Veränderungen an die nächsten Generationen weitergereicht werden können. Genau darum und was es bedeutet, wenn über Traumata nicht gesprochen wird, beschäftigt sich Paola Lopez in ihrem Debütroman. Informatikstudentin Lucy lebt mit zwei Freunden in einer WG in Berlin. Ihr Leben ändert sich an dem Tag, an dem ihre Mutter, zu der sie seit langem keinen Kontakt mehr hat, ihr den verhassten Steinway Flügel aus Ihrer Kindheit zukommen lässt. Er erinnert sie an eine Zeit, die sie mit aller Macht hinter sich lassen wollte. Zu belastend waren die hohen Ansprüche ihrer Mutter und die fehlende Nähe. Zudem offenbart sich mit dem Instrument aber auch der polnische Geburtsname ihrer Großmutter, von der sie wenig weiß. Ihr wird klar, dass sie die Fragmente ihrer Herkunft neu zusammensetzen muss um ihre Zukunft gestalten zu können. Ihre Reise beginnt in einem kleinen polnischen Dorf in der Nähe von Danzig. Dort versucht sie ihrer Großmutter und somit auch ihrer eigenen Geschichte auf die Spur zu kommen. Über 70 Jahren, auf drei verschiedenen Zeitebenen erzählt Paola Lopez die Geschichte von drei Frauen, die alle in der Wissenschaft tätig waren. Großmutter Lyudmila floh damals vor den Nazis von Polen aus in den Libanon, und arbeitet dort als erste Chemikerin. Mutter Daria, eine erfolgreiche Medizinerin, zieht der Traum von einem besseren Leben vom Libanon aus nach Deutschland. Paola Lopez ist Österreicherin und studierte Mathematikerin. Sie promovierte zum Thema Künstliche Intelligenz, dazu schreibt sie eine Kolumne in der Kulturzeitschrift Merkur. Ihr Roman ist eine Geschichte über erfolgreiche Mütter und Töchter und das die Generationen übergreifende Gefühl nicht richtig geliebt worden zu sein. Er führt uns vor Augen, dass wir alle mehr sind als die Summe unserer Teile und das nicht alles im Leben berechenbar ist. (Buchtipp von Ute Rodde)
Paola Lopez: Die Summe unserer Teile, Tropen Verlag, 24 €
Vollkommen überraschend verliert Kyoko ihren Ehemann Levi. In San Francisco allein gelassen mit einem Berg Schulden, einem abgebrochenen Studium und ihrem zweijährigen Sohn Alex muss sie lernen, mit der Lücke umzugehen, die Levi hinterlassen hat - was gar nicht so einfach ist, wenn die eigene Familie weit entfernt in Tokio lebt und ihre Sprache keine Vokabel für das Wort »vermissen« kennt. Doch zum Glück gibt es Kyokos Mitbewohnerin Mi Cha, die weiß, wie es sich anfühlt, zwischen zwei Welten zu leben, und vor allem Bubbe, ihre heißgeliebte jüdische Schwiegermutter, mit der Kyoko trotz aller Unterschiede offen über ihre Wut und Trauer sprechen kann. Mit ihrer Schwäche für Wahrsagerinnen, Bananentorte und ausgedehnte Familienbesuche wirbelt Bubbe Kyokos Routine durcheinander und ermuntert sie, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Yukiko Tominaga ist in Japan geboren und aufgewachsen, seit 2004 lebt sie in den USA. Nach einem Studium des Kreativen Schreibens an der San Francisco State University arbeitet sie derzeit im Lektorat eines Verlags. Ihre Erzählungen sind in verschiedenen Literaturzeitschriften erschienen und für mehrere Preise nominiert worden, »Vermissen auf Japanisch« ist ihr Debütroman.
Yukiko Tominaga: Vermissen aus Japanisch, mare Verlag, 24 €
Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in das Mädchen Polina. Um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert der wundersam begabte Junge eine Melodie, die Polinas ganzes Sehnen und Wünschen umfasst. Doch sein Leben nimmt eine unvorhergesehene Wendung, Hannes hört auf, Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie. Hannes Prager wächst an einem ungewöhnlichen Ort auf: in einer verfallenden Villa mitten im Moor, mit einer selbstbewussten Mutter, einem kauzigen Vaterersatz und dem Mädchen Polina. Hannes ist ein stiller Junge, in seinem Kopf jedoch lässt er ganze Sinfonien entstehen, ohne je auch nur eine Note aufs Papier zu bringen. Darin erfasst er das ganze Wesen eines Menschen, seine Träume, sein Hoffen.
Als Hannes vierzehn ist, muss er die Moorvilla verlassen. Hannes verliert Polina, die seine beste Freundin ist und seine erste Liebe wird. Und er hört auf zu komponieren. Statt auf Klavieren zu spielen, trägt er nun in Hamburg Flügel und Klaviere in Häuser, Wohnungen und Konzertsäle. Doch niemals geht Hannes das strahlende Licht seiner Kindertage aus dem Kopf, das Mädchen Polina, die nach einem Streit aus seinem Leben verschwunden ist. Um sie zu finden, tut er das Einzige, was er wirklich kann: Er beginnt, wieder Musik zu machen.
Takis Würger: Für Polina, Diogenes, 26 €
«Siehst du, Mascha, ich bin deinem Rat gefolgt: Ich war klug und hielt mich an Wunder.» Und es ist ja auch ein Wunder, dass Elisa ihr katastrophales Leben bisher immer noch gemeistert hat. Sie erzählt der von ihr so bewunderten Dichterin Mascha Kaléko leicht von schwierigen Dingen, von ihrer Zeit im Heim, obdachlos auf der Kölner Domplatte, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Aber auch von ihrer unbedingten Sehnsucht nach Liebe, von ihrer Vorliebe für kleine Reetdachhäuser, für schaumigen Cappuccino, für Bücher, von Männern, von Freundschaft und vor allem davon, dass alles möglich ist. Eine literarische Liebeserklärung an eine große Dichterin und an all die Wunder, die das Leben bereithält.
«Ein Buch übers Nachhausekommen - so zauberhaft, brutal, schonungslos und liebevoll wie kein zweites.» Alena Schröder
Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken, Rowohlt, 24 €
Wanda hat sich ihr Leben anders vorgestellt. Ganz anders. Statt auf Filmdrehs und Premieren verbringt sie die heißen Sommertage im Hof einer Berliner Platte, wo sie mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im achtzehnten Stock wohnt. Der Lift ist defekt und das Treppenhaus ein einziges Funkloch, in dem man, wenn man Pech hat, das ganze Leben verpasst. Am anderen Ende der Stadt scheint dagegen alles möglich. Als Wanda eine einmalige Chance bekommt, taucht sie ein in eine Welt, in der Geld keine Rolle spielt und Türen immer offenstehen. Doch wie weit sie auch geht, die Platte in ihrem Rücken wird nie wirklich kleiner.
"Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und nicht mehr losgelassen. Die Geschichte von Wanda, die hin und hergerissen ist zwischen zwei Welten und nicht müde wird von einem besseren Leben zu träumen ist ein sehr gelungenes Debut, in einer rauen und sehr ehrlichen Sprache geschrieben, das ich sehr empfehlen kann.
(Buchtipp von Ute Rodde)
Sara Gmuer: Achtzehnter Stock, DTV, 22 €
Ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2024
Von oben betrachtet sieht die Welt gleich ganz anders aus
Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum - und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe.
Samantha Harvey: Umlaufbahnen, DTV, 22 €
Als die Sonne über der Wüste aufgeht, erwacht das kleine Kamel Konrad und hat schlechte Laune. Ihm ist heiß, er ist müde, und auf keinen Fall will er zur Oase wandern. Sollen die anderen Kamele eben ohne ihn losziehen. Aber allein im heißen Sand ist es irgendwie auch blöd. Da hoppelt plötzlich eine Wüstenspringmaus vorbei, die vor Fröhlichkeit nur so sprüht! Was ist wohl ihr Geheimnis? Könnte auch Konrad nur ein Lächeln von guter Laune entfernt sein?
"Der Löwe in dir oder Trau dich, Koalabär stehen schon in vielen Kinderzimmern. Nun ist das neue Bilderbuch von Rachel Bright zu starken Gefühlen erschienen. Wie immer wunderschön illustriert von Jim Field. Eine witzige Geschichte zum Vorlesen für alle ab 3 Jahren, die öfter mal mies drauf sind. Über schlechte Laune und wie man sie wieder los wird." (Buchtipp von Rose Blatz-Ommer)
Rachel Bright: Das Kamel hat schlechte Laune, Magellan, 16 €
Indigo hat in ihrem Haus im Geleebohnenweg alle Hände voll zu tun. Ihre Eltern sind wieder einmal in die unbekannte Welt verschwunden und ehe sie sichs versieht, haben sie ihr einen Riesen zurückgeschickt, um den sie sich kümmern soll. Normalerweise hätte Indigo überhaupt kein Problem mit dem zusätzlichen magischen Wesen, denn sie liebt neue Herausforderungen, aber es stellt sich heraus, dass die Schwester des Riesen verschwunden ist. Indigo braucht die Hilfe all ihrer Freunde aus der bekannten und unbekannten Welt, um das Riesen-Problem zu lösen.
"Ein herrlich verrücktes, witziges und gut lesbares Buch zum ersten Lesen oder Vorlesen und gemeinsamen Lachen. Der 3. Band der Serie ist gerade erscheineen und macht wieder viel Spaß." (Buchtipp von Judith Stahnke)
Pippa Curnick: Indigo Wild - Das Riesenchaos, ab 8 Jahren, DTV 15 €
Ricard, Franzose, Sohn eines Philosophen und einer Malerin, Neffe des ersten Einarmumseglers der Welt, aufgewachsen im Dunstkreis von Intellektualität, Künstler- und Abenteurertum, studierter und promovierte Biologe, Mitarbeiter des institut pasteur. Das sind nur die Kerndaten einer vergleichsweise kurzen Phase seiner Biografie. Sein Leben begann nach eigener Aussage erst danach: mit der Entdeckung des tibetischen Buddhismus. Zu dessen Kernaussage bahnt er uns in „Glück“ in klaren, einfachen Worten einen Weg: An welchem Ort der Welt Sie auch immer ihr Glück suchen: Sie suchen vergebens. Das Glück, es liegt ganz nah – in uns – und nur da.