Es ist kein einfaches Leben, das Tilda führt. Im Gegensatz zu ihren ehemaligen Mitschülern hat sie die Kleinstadt in der sie lebt nach dem Abitur nicht verlassen, um ihre kleine Schwester Ida nicht mit der alkoholkranken Mutter alleine zu lassen. Sie studiert Mathematik, steht kurz vor ihrer Masterarbeit und jobbt nebenher im Supermarkt an der Kasse. Als sie ein Angebot bekommt in Berlin zu promovieren, wagt sie erstmals, von einer unabhängigen Zukunft außerhalb dieser vorgegebenen Strukturen zu träumen. Aber diese Möglichkeit stellt Tilda vor das Problem, ihrer Verantwortung gegenüber Ida nicht gerecht werden zu können. Um aus dem Chaos, das ihr Elternhaus verursacht zu fliehen, schwimmt
sie täglich ihre 22 Bahnen im örtlichen Schwimmbad. Das Gefühl der Leichtigkeit, das sie dabei erfährt, ermöglicht ihr kurze Momente, in denen sie losgelöst von allen Problemen einfach sie selbst sein kann. Dort haben Wut, Trauer und Angst einen Platz. Eines Abends schwimmt plötzlich Viktor neben ihr und Tildas „geordnetes Leben“ gerät mehr als nur ein bisschen durcheinander.
Caroline Wahl ist hiermit ein sehr lesenswertes Debüt gelungen. Trotz des schweren Themas Alkoholismus ist „22 Bahnen“ kein trauriges Buch, sondern vielmehr eines, das mitten ins Herz trifft und zeigt, wie und wo das Glück zu finden ist; irgendwo zwischen Verantwortung und der Möglichkeit die eigenen Ziele zu verwirklichen.
Caroline Wahl: 22 Bahnen, Dumont Verlag, 22 €
Leonard und Paul sind allerbeste Freunde. Während Paul als Ghostwriter Kinderenzyklopädien verfasst, arbeitet Paul als Aushilfspostbote. Das Leben der beiden verläuft in ruhigen, wohlgeordneten Bahnen - bis jedem von ihnen etwas widerfährt, das eine ganze Reihe von Veränderungen in Gang setzt. Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei Menschen, die scheinbar aus der Zeit gefallen sind. Ein bisschen spleenig aber mit einem großen Herz. Wir tauchen ein in ein Buch, dessen Geschichte zunächst völlig unspektakulär daherkommt, aber uns direkt einnimmt und mit der Erkenntnis zurücklässt, dass es gut ist, anders sein zu dürfen.
Leonard und Paul - ein bezauberndes Buch voller kleiner Weisheiten. Unbedingt lesen!
Rónán Hession: Leonard und Paul, Woywod & Meurer, 26 €
Alles beginnt mit einem Gemälde, das Dora Judd an die Wand ihres Wohnzimmers hängt. Fünfzehn Sonnenblumen, wie sie van Gogh im warmen Licht Südfrankreichs malte. Jahre später reist ihr Sohn Ellis zusammen mit seinem besten Freund Michael der Sonne entgegen. Sie tauschen die grauen Straßen Oxfords, das Arbeiterviertel mit der Autowerkstatt und die Fäuste ihrer Väter gegen die Poesie und das Licht des Südens. Dort finden sie heraus, wer sie sein könnten. Und müssen entscheiden, wer sie sein wollen. Gemeinsam entdecken sie, welche Möglichkeiten ihnen das Leben eröffnet, doch auch die Prägungen ihrer Herkunft brechen immer deutlicher hervor. Dann tritt Annie in ihr Leben, und das ändert gleichzeitig nichts und alles.
Ein einzigartiger Roman über die Bande der Freundschaft und der Liebe.
Sarah Winman: Lichte Tage, Klett Cotta, 22 €
Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt die erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander. Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?
Ewald Arenz arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Mit 'Alte Sorten' (DuMont 2019) stand er auf der Liste »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und sowohl als Hardcover wie als Taschenbuch auf den SPIEGEL-Bestsellerlisten. Sein Roman 'Der große Sommer' (DuMont 2021) war 2021 »Lieblingsbuch der Unabhängigen«.
Mit seinem neuen Buch hat er den Weg an die Spitze der Bestsellerlisten schon angetreten, und auch hier beweist er, was er am Besten kann: sehr fein beobachten!
Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen, Dumont, 24 €
Als Jakob Auber erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt, macht er sich auf ins Zuhause seiner Kindheit, an der Mosel. Dort beginnt er, sich mit der Vergangenheit seiner Familie zu beschäftigen. Sein Großvater Theodor Auber war im Wirtschaftswunder-Deutschland eine schillernde Figur. Er erfand ein Waschpulver, mit dem er ein reicher Mann wurde, bis er unter ungeklärten Umständen alles verlor. Seine Spurensuche führt Jakob bis nach Rio de Janeiro. Dort trifft er die Tochter des jüdischen Besitzers der Drogerie, in der die Karriere seines Großvaters einst begann. Jakob erfährt, was hinter Aufstieg und Fall des Familienimperiums steckt. In seinem Roman erzählt Andreas Wunn eine große Geschichte von Vätern und Söhnen, Schuld und Sprachlosigkeit zwischen den Generationen und dem Glück einer Familie, das in den Händen zerrinnt wie Pulver. Die dramatische Geschichte einer Unternehmerfamilie und ein großer Vater-Sohn-Roman
Andreas Wunn: Saubere Zeiten, Aufbau Verlag, 22 €
Doreen Cunningham kennt sich mit Walen aus. In Wales geboren, berichtete die ausgebildete Umweltingenieurin jahrelang als Journalistin für die BBC. Als ihr Leben 2012 komplett auf den Kopf gestellt wurde, lebte sie mit ihrem damals 1 jährigem Sohn Max in einem Wohnheim für alleinerziehende Mütter auf der Insel Jersey. Ihre ganzen Ersparnisse hatte sie in einem erbitterten Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann aufgebraucht. An diesem Tiefpunkt angelangt versucht sie nach vorne zu schauen, aber auch zurück auf ihr Leben. Ihr Traum ist es, erneut in die Arktis zu reisen, wo sie vor langer Zeit Wale
beobachtet hatte. Gemeinsam mit ihrem Sohn Max möchte sie den Riesen der Ozeane wieder näher kommen. Ein Kredit ermöglicht ihr ihren Plan, Grauwal-Mütter von der Baja California vor der Küste Mexikos aus, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen und vier Monate lang groß ziehen, bevor sie sich zurück auf die Reise vor die Küste Alaskas machen, zu begleiten.
Diese Reise entlang der Westküste Nordamerikas ist dabei auch eine Reise zurück in die Vergangenheit. Schon als Kind war Doreen Cunningham fasziniert vom Meer und der Wasserwelt. Eine Leidenschaft, der sie später auch beruflich weiter nachgeht, als sie sich im Auftrag der BBC einer Gruppe einheimischer Walfänger anschließt. Aus anfänglicher Skepsis bei den Walfängern, entwickelt sich eine innige Freundschaft und sie lernt viel über das Leben der Inupiaq, vor allem darüber, wie sie lebten, bevor die Europäer kamen und wie sie durch eigeschleppte Krankheiten, Alkohol- und Drogenmissbrauch fast ausgerottet wurden.
Der Gesang in den Meeren ist ein eindrucksvolles und sehr vielschichtiges Buch, eine Mischung aus persönlichen Erinnerungen, spannendem Reisebericht und einer ausführlichen wissenschaftlichen Dokumentation. Es sensibilisiert für das ThemaUmweltschutz, zeigt auf, dass die Folgen des Klimawandels und der Meeresverschmutzung schon jetzt unübersehbar sind und ganz nebenbei erfahren wir hier mehr über das faszinierende Leben der Grauwale, als in vielen Büchern oder Fernsehdokumentationen.
Doreen Cunningham: Der Gesang in den Meeren, Rowohlt, 23 €
Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich. Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell.
Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen - von einem Duo, das man nie wieder vergisst.
Michael Köhlmeier: Frankie, Hanser, 24 €
Ob in einem Brief an ihr sechzehnjähriges Ich, in einer Erinnerung an einen Abend in Wien, an dem sie alles unternahm, um Rudolf Nurejew tanzen sehen zu können, oder in der Beschreibung eines überraschenden Wiedersehens mit einem alten Freund an einem Bahnhofsgleis mitten in der Nacht: Elke Heidenreichs Texte sind meisterhafte Momentaufnahmen des Lebens in all seinen Facetten. Weit über 100 Geschichten veröffentlichte sie über die Jahre in mehr als fünfzehn Büchern. Anlässlich ihres 80. Geburtstag hat sie nun die schönsten Geschichten zusammengestellt. »Neulich im Himmel« ist eine Einladung an uns alle, einzutauchen in das Werk einer außergewöhnlichen Schriftstellerin, die seit Jahren mit pointierten und lebensklugen Texten zu begeistern weiß.
Elke Heidenreich: Neulich im Himmel, Fischer Verlag, 18 €
Der lang erwartete dritte Roman von Bestsellerautorin Dörte Hansen.
Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel?
Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.
Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung.
Dörte Hansen: Zur See, Penguin Verlag, 24 €
Elena und Armand begegnen sich bei einem Yogakurs in Barcelona. Sie kennen sich kaum und sind doch bald einander größter Halt. Zusammen verschwindet auf einmal die Distanz, die sie zwischen sich und der Welt empfinden. Zusammen fühlen sie sich schwerelos. Und trotzdem dauert es nicht lang, bis die lauten und leisen Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte in ihre Beziehung einbrechen. Die Zweifel und Widerstände. Da ist der Ehemann, über den Elena schweigt. Der Sohn, von dem sich Armand entfremdet hat. Werden Elena und Armand sich die Freiheit nehmen, das Glück in seiner ganzen Fülle auszukosten?
Maria Barbal ist eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Stimmen der katalanischen Literaturszene. Geboren 1949 in den Pyrenäen, lebt und schreibt die mehrfach preisgekrönte Autorin heute in Barcelona. Ihr Debüt »Wie ein Stein im Geröll«, in 16 Sprachen übersetzt, gilt als moderner Klassiker.
Auch ihr jüngster Roman »Die Zeit, die vor uns liegt« begeistert Leser:innen und Presse und auch von uns gibt es eine eindeutige Leseempfehlung.
Maria Barbal: Die Zeit, die vor uns liegt, Diana Verlag, 22 €
Zeljko, der von allen »Jimmy« genannt wird, ist fünfzehn, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Zeljko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Liebe wächst Zeljkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung?
Ein zärtlicher und mitreißender Roman über Machtverhältnisse und über die Frage nach dem Gleichgewicht der Welt.
Martin Kordic: Jahre mit Martha, S. Fischer Verlag, 24 €
»Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa«, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an.
Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen. Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.
Die in 'Kummer aller Art' versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in Psychologie Heute.
Unser Fazit: Absolut lesenswert!
Mariana Leky: Kummer aller Art, Dumont, 22 €
Aus einer beruflichen und privaten Krise heraus wagt der Kölner Kommissar Steffens einen Neuanfang in der Nordeifel und wird Leiter des Polizeireviers in Monschau. Dass es am Fuße des Steling nicht so beschaulich und malerisch zugeht, wie er dachte, bemerkt der kauzige Kommissar, als er auf dem Weg zu seiner Dienststelle eine mysteriös entstellte Leiche entdeckt. Eine erste Spur führt zum Einsiedlerhof des alten Bauern Rader, der sich als Tierpräparator verdingt. Doch was haben er, seine Pflegerin Magda und ein brennender Überseecontainer in Köln mit dem Fall zu tun? Steffens und sein Assistent Kirchfink nehmen die Ermittlungen auf.
Ute Mainz: Steling: Morningshow, Eifeler Literaturverlag, 15 €
1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln ...
Anna-Maria Caspari, geboren 1955 in Köln, lebt als Literatur-Übersetzerin und Autorin am Rand des Nationalparks Eifel. Die Geschichte des Dorfes Wollseifen, dem seine Nähe zu Vogelsang, einer Ordensburg der Nationalsozialisten, zum Verhängnis wurde, inspirierte sie zu dem Roman Ginsterhöhe.
Anna-Maria Caspari: Ginsterhöhe, Ullstein, 16,99 €
Anfang des 20. Jahrhunderts: Conxa verlässt mit dreizehn Jahren ihre Familie, um auf dem Hof ihrer kinderlosen Tante zu arbeiten. Das Leben in dem katalanischen Bergdorf ist entbehrungsreich, geprägt von den Rhythmen der Natur und festen Traditionen. Als sie ihre große Liebe Jaume heiratet und drei Kinder bekommt, erfährt Conxa ein bescheidenes Glück. Doch trotz der Abgeschiedenheit der Pyrenäen hält der Spanische Bürgerkrieg Einzug in ihre Welt und reißt Conxa mit sich wie einen Stein im Geröll.
»Mit diesem Roman wollte ich einem der vielen namenlosen Menschen eine Stimme geben, die von der Geschichte mitgerissen wurden.« Maria Barbal
Maria Barbal: Wie ein Stein im Geröll, Diana, 12 €
England im Jahr 1946. Der sechzehnjährige Robert empfindet eine tiefe Sehnsucht nach dem Meer. Er begibt sich auf eine Wanderung, bevor er seiner Bestimmung, wie schon sein Vater unter Tage zu arbeiten, folgen soll. Einmal möchte er das Meer sehen und erleben.
Als er bereits einige Tage unterwegs ist und die Küste schon sichtbar ist, trifft er auf Dulcie, die dort mit Ihrem Hund in einem heruntergekommenen Cottage lebt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus einem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben.
Als Dank für Ihre Großzügigkeit bietet Robert seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet Dulcie ihm dieses. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.
Offene See ist eine wunderbare in ruhigen und poetischen Tönen erzählte Geschichte rund um die Frage, wer man ist und wer man sein will. Ein Roman voller Naturbeschreibungen, tiefgründiger Charakterisierungen und einer Geschichte, die sehr berührt.
Benjamin Myers: Offene See, Dumont, 12 €
Mariana Leky kann zaubern. Über die Lektüre ihres Romans „Was man von hier aus sehen kann“ wirken ihre Kräfte vollkommen unabhängig von Geschlecht, Alter oder literarischer Bildung im tiefsten Inneren eines Menschen. Ein breites Lächeln, gerundete Augen, die Körpersprache seliger Versunkenheit sind nur äußere Symptome, drei von vielen.
Haben wir je zuvor ein solches Buch in deutscher Sprache lesen dürfen? Eines, das alle verzückt, auch die schärfsten Kritiker des Feuilletons? Das in einem Dorf in tiefer Provinz die ganze Welt abbildet und hier die großen Themen ausbreitet, das Leben, das Sterben und vor allem die Liebe, die nahe und die ferne, die unerreichbare und die sich erfüllende? Das immer wieder ein Okapi als Todesboten in die Träume von Großmutter Selma entsendet und den magischen Realismus im Westerwald neu beheimatet? Das vom Wunder des Menschseins erzählt, indem es über ein Vierteljahrhundert seine Dörfler begleitet, ein jeder ausgeprägt individuell bis extrem skurril, aber vorbehaltlos liebenswert? Das weiß, dass alles eins ist und „die unbedingte Anwesenheitspflicht im eigenen Leben“ einfordert?
Das, nachdem die letzte Seite gelesen ist, mit seinem Charme, seiner Fantasie, seinem Witz und seiner Originalität unwiderstehlich dazu verführt, sofort nochmals von vorne zu beginnen?
Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann, DuMont Verlag, 12 €
Ein lustig-turbulentes Abenteuer über Freundschaft, Familienbande und einen wunderbaren Sommer.
Karlchen ist der hilfsbereiteste Mensch, den man sich vorstellen kann. Doch manche Leute wollen sich einfach nicht von ihr helfen lassen. Wie die beiden Stadtkinder Alban und Pippa, die auf Karlchens Bauernhof Ferien machen. Die haben nämlich Angst vor Tieren. Aber mit einem Eimer voller Stinkkäfer und Umberto, dem freundlichsten Hängebauchschwein der Welt, müsste das doch zu ändern sein! Leider geht Karlchens Hilfsaktion schief. Und Mama hält das Ganze auch noch für einen fiesen Streich, was bedeutet: Karlchen muss im Wäschezimmer Socken sortieren. Dabei hat Karlchen gleich die nächste Idee, wie sie Alban und Pippa helfen kann. Und diesmal klappt es bestimmt!
Ein wunderschönes Vorlesebuch ab 5 Jahren mit farbenfrohen Bildern auf jeder Seite.
Lisa-Maria Dickreiter, Andreas Götz: Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht, Arena, 16 €
Vor Island setzt Seehund Minik seine Reise fort, mit einem neuen Freund an der Seite: Puffling, dem Papageitaucher. Gemeinsam folgen sie weiter dem geheimnisvollen Klang, der sie in die Arktis führt. Von den Tieren dort lernt Minik, dass das ewige Eis gar nicht mehr so ewig ist. Schmelzende Gletscher und schwindende Eisflächen werden schnell zur Gefahr. Doch im Schein der Polarnacht stoßen Minik und Puffling auch auf viele faszinierende und uralte Wesen - und schließlich ist es der Seehund, der zum mutigen Retter wird ...
Aufregende Abenteuer, erstaunliche Wunder der Natur und das spannende Leben der Tiere - diese Kinderbuchreihe entführt Mädchen und Jungen ab 8 Jahren in die verschiedenen Lebensräume der Erde. Ob im tiefen Meer, im dichten Wald oder in der Savanne: In diesen Geschichten erleben Tiere schöne und zugleich bewegende Abenteuer.
Antonia Michaelis: Minik - Der ruf der Arktis, Loewe, 11,95 €
Alle Bände dieser Reihe:
Band 1: Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Aufbruch ins weite Meer
Band 2: Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Der Ruf der Arktis
Das kleine Grizzly-Mädchen Scout wird von ihrer Mama getrennt und schlägt sich fortan allein durch. Bis zum Winter muss sie wachsen und ein echter Grizzly werden! Sie heftet sich an die Fersen eines gigantischen alten Männchens und lernt heimlich von ihm: welche Pflanzen Heilkräfte haben, wie man Eichhörnchen beklaut und wo die Wilden Wasser warten. Es ist der Beginn einer abenteuerlichen und gefährlichen Reise - und einer unwahrscheinlichen Freundschaft. Doch schon bald färben sich die Blätter und die Stunde der Wahrheit naht ...
Aufregende Abenteuer, erstaunliche Wunder der Natur und das spannende Leben der Tiere - diese Kinderbuchreihe entführt Jungen und Mädchen ab 8 Jahren in die verschiedenen Lebensräume der Erde. Ob im tiefen Meer, im dichten Wald oder in der Savanne: In diesen Geschichten erleben Tiere schöne und zugleich bewegende Abenteuer.
Vanessa Walder: König der Bären, Loewe, 9,95 €
Alle Bände dieser Reihe:
Band 1: Das geheime Leben der Tiere (Wald) - Die weiße Wölfin
Band 2: Das geheime Leben der Tiere (Wald) - König der Bären
Ein verwunschenes Haus, direkt an einem einsamen See. Hier verbringt Greta die letzten Tage der Sommerferien. Gemeinsam mit ihrer Mutter und deren Freundin Jella, die hier mit ihren beiden Kindern wohnt, seit sie aus Kenia zurückgekehrt ist. Aber Jonah, der etwa in Gretas Alter ist, scheint sich nicht im Mindesten über ihren Besuch zu freuen und verschwindet immer wieder. Hängt das mit dem Boot zusammen, das mehrmals auf dem See treibt, obwohl es gut am Steg vertäut war? Nach und nach erfährt Greta, was sich hinter all dem verbirgt und lernt, was es heißt, als unerwünschte Fremde in der Dorfgemeinschaft zu gelten. Vor allem aber erkennt sie, dass nicht nur sie mit Ausgrenzung zu kämpfen hat. Ein feinfühliger Roman über einen Sommer, der alles verändert.
Sigrid Zeevaert: Greta, Tulipan, ab 11 J., 15 €
Es sollte ein Scherz sein, als einige Mitschüler Ambrosius eine Erdnuss in sein Pausenbrot schmuggeln. Ambrosius überlebt einen allergischen Schock, bei seiner Mutter, jedoch wirkt das Ereignis stärker nach: Ab sofort bekommt Ambrosius zu Hause Fernunterricht. Doch lange währt die traute Einsamkeit nicht. Von seiner Mutter in Sicherheit gewähnt, freundet sich Ambrosius mit Cosmo an - dessen Vergangenheit ... na ja, nicht ganz lupenrein ist. Cosmo sorgt mit einigen Unternehmungen für Abwechslung im tristen Fernschulalltag, im Gegenzug hilft Ambrosius dem unsterblich verliebten Cosmo, die faszinierende Amanda zu erobern. Ambrosius' Doppelleben klappt wie am Schnürchen - doch als ein früherer Kumpel von Cosmo auftaucht, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.
Ein großartiges Lesevergnügen von Susin Nielsen, für alle a 11 J., gewohnt witzig, tiefgründig, lebensnah und voller Menschen, die man einfach gernhaben muss!
Susin Nielsen: Peanuts und andere Katastrophen, Urachhaus, 20 €
Der dreizehnjährige Elias hat sein halbes Leben lang auf ein Spenderherz gewartet.
Endlich ist es soweit. Doch als er nach der Herztransplantation aufwacht, steht ein unbekannter Junge neben seinem Bett. Elias ist der Einzige, der ihn sehen kann. "Du hast mein Herz", sagt der Junge. Und er hat eine Mission für Elias, die diesen vor eine große Aufgabe stellt ...
Eine berührende Geschichte, ab 12 J., über eine außergewöhnliche Freundschaft und den Mut das eigene Leben in die Hand zu nehmen.
Brenda Heijnis: Skaterherz, Mixtvision, 16 €
Verfolgungsjagd mit Love-Story: Diese Liebe ist nicht von dieser Welt! Wie von einem anderen Stern knallt Henny in Pongers Leben. Sie treffen sich in der S-Bahn, lesen das gleiche Buch und machen einen Deal: Sie gibt sich ein paar Tage als seine Freundin aus und er soll ihr helfen, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren. Doch warum werden sie auf einmal von Leuten in Anzügen verfolgt, die eine Menge komische Fragen stellen? Nach und nach merkt Ponger, dass dies keine normale Lovestory ist. Werden sie es gemeinsam schaffen? Temporeich erzählt Nils Mohl eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit Retrofeeling voll im Hier und Jetzt. Eine Geschichte zweier sympathischer Helden, die im Universum nach sich selbst suchen.- Wer will schon ein normales Teenager-Leben? Stattdessen: 1. Liebe, Verfolgungsjagd und Geheimnisse. Ein spannender Jugendroman ab 14 J., der uns auf eine Reise mit überraschendem Ausgang mitnimmt.
Nils Mohl: Henny & Ponger, mixtvision, 18 €
Ricard, Franzose, Sohn eines Philosophen und einer Malerin, Neffe des ersten Einarmumseglers der Welt, aufgewachsen im Dunstkreis von Intellektualität, Künstler- und Abenteurertum, studierter und promovierte Biologe, Mitarbeiter des institut pasteur. Das sind nur die Kerndaten einer vergleichsweise kurzen Phase seiner Biografie. Sein Leben begann nach eigener Aussage erst danach: mit der Entdeckung des tibetischen Buddhismus. Zu dessen Kernaussage bahnt er uns in „Glück“ in klaren, einfachen Worten einen Weg: An welchem Ort der Welt Sie auch immer ihr Glück suchen: Sie suchen vergebens. Das Glück, es liegt ganz nah – in uns – und nur da.